Freiwilligenarbeit in Israel – ein Erfahrungsbericht von Natascha

von Judith Liehr

Das Rote Meer rund um Eilat ist bekannt für seine Artenvielfalt und das dortige Korallenriff für seine reichhaltige Unterwasserfauna – es lohnt sich dabei zu helfen, diese zu erhalten!

Natascha hat das getan und uns diesen tollen Erfahrungsbericht, samt der schönen Fotos geschickt:

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Vier unvergessliche Wochen in Eilat

Hallo zusammen! :)

Mein Name ist Natascha, ich bin 25 Jahre alt und konnte das Jahr 2016 auf eine für mich ganz besondere Art und Weise beenden. Nachdem ich im Oktober mein fünfjähriges Studium abgeschlossen habe, hieß es einen Monat später endlich: auf nach Israel! Eine Reise in dieses außergewöhnliche Land stand schon seit langer Zeit auf meiner „Dinge-die-ich-einmal-erleben-will“-Liste. Das Wort „erleben“ ist hier ganz bewusst gewählt. Denn im Gegensatz zu einem typischen Touristen, wollte ich die Israelis, ihre vielseitige Kultur und den Alltag kennenlernen – einfach selbst erleben. Da ich außerdem das Meer total liebe, war ein Freiwilligendienst am Korallenstrand in Eilat genau das Richtige für mich.

Der Aufenthalt in Israel begann mit einer Orientierungstour in Jerusalem. Dort holte mich am Morgen Yan, ein Mitarbeiter von der lokalen Organisation, im Hostel ab und zeigte uns (mir und einer weiteren Freiwilligen, die jedoch in einem anderen Projekt mitarbeitete) die Stadt. Yan kannte als Einheimischer tatsächlich jeden noch so kleinen Winkel der Stadt und es unfassbar interessant sich von ihm alle Sehenswürdigkeiten zeigen zu lassen. Wir sahen die Klagemauer, den Felsendom und hatten eine Führung durch die Altstadt Jerusalems. Zusätzlich besuchten wir den Mahane Yehuda Market (größter Markt Israels), welcher tagsüber eine Vielfalt an Obst, Gemüse, Gewürzen und vielem mehr bietet und am Abend mit seinen Bars und Restaurants Jerusalems Nachtleben bereichert. Ein großes Lob und Dankeschön gehen an Yan, der mich an meinem ersten Tag in Israel so vieles hat sehen lassen und mit wirklich nützlichen Insider-Informationen versorgt hat (wie fahre ich mit der Straßenbahn, wo kann ich einkaufen,  wo Geld wechseln/abheben, etc.). Vielen Dank dafür! :)

Am zweiten Tag ging es dann voller Vorfreude mit dem Bus in den Süden des Landes, nach Eilat. In dieser Stadt sollte ich nun die nächsten vier Wochen leben und arbeiten. Ich bin sehr froh darüber, dass Yan mich auch auf diesem Weg begleitet hat. Nachdem ich erneut eine kleine Stadtführung erhielt, fuhren wir anschließend zum Naturreservat. Während der Fahrt konnte ich zum ersten Mal sehen, dass sich mitten in der Innenstadt ein Flughafen befindet. Dieser recht ungewöhnliche Standort leitet sich davon ab, dass der Flughafen (welcher ausschließlich Inlandsflüge anbietet) bereits vor der Stadt gebaut wurde. Als wir nach einer etwa 25 minütigen Busfahrt im Nature Reserve ankamen, stellte Yan mich erst einmal jedem vor und wir wurden sehr freundlich, mit Mittagessen, empfangen. Jetzt wird sich der ein oder andere wohl die Frage stellen, wie man als Freiwilliger in einem Naturschutzgebiet aktiv dazu beitragen kann, dass das Gebiet geschützt wird.

Über die vier Wochen hinweg, standen unterschiedliche Aufgaben an – allerdings gab es auch Arbeiten, die nahezu täglich erledigt werden mussten. Dazu gehörte beispielsweise das Saubermachen des Strandes (leider wurden täglich enorm viele Plastiktüten aus dem Meer angespült, was wirklich schlimme Auswirkungen auf die extrem große Artenvielfalt im roten Meer besitzt). Eine weitere tägliche Aufgabe war es, die Bojen im Meer zu säubern. Die Bojen grenzten das Gebiet im Meer ab, in dem Taucher die wirklich wunderschönen Korallen und Fische bestaunen durften. Da es im November und Dezember mit durchschnittlichen 18-22° C verhältnismäßig „kalt“ ist, ging ich jedes Mal mit einem Neoprenanzug ins Wasser. Ausgestattet mit einer Schnorchelmaske, Flossen, einem Handbesen und einer Spachtel durfte ich die eigentlich gelben – von Plankton befallenen dunklen, fast schwarzen Bojen – sauber machen. Diese „Arbeit“ hat mir besonders gefallen, denn natürlich konnte ich währenddessen die Unterwasserwelt beobachten und genießen.

Die ganze Zeit über herrschte eine sehr freundliche und lockere Atmosphäre zwischen allen Mitarbeitern im Korallenriff. Mit den Rangern fuhr ich ab und zu den Südstrand entlang, bis zur Grenze Ägyptens, um dort wortwörtlich die Lage abzuchecken. :)

Natascha und ihre Mitarbeiter im Korallenriffschutz Projekt

Leider kennen viele Touristen die Strandregeln nicht oder ignorieren diese bewusst, sodass auch dort immer wieder nachgesehen werden musste, ob tatsächlich nur in den erlaubten Gebieten geschwommen wurde, dass keine „Mitbringsel“ aus dem Meer entnommen wurden und beispielsweise auch nicht geangelt wurde. Ein besonders gutes Verhältnis hatte ich außerdem zu den israelischen Jugendlichen, die ebenfalls im Naturreservat mitarbeiteten. (Gerne möchte ich hier die Namen Tamar, Chen, Ori, Rotem, Maya, Elon, Bar, Shahar und Omri erwähnen). Bevor die israelischen Jugendlichen nämlich zur Armee gehen (was Pflicht für sowohl Jungen wie auch Mädchen ist), machen viele im Vorfeld ein freiwilliges soziales Jahr. Gemeinsam strichen wir den Eingangsbereich des Naturreservats neu und auch der Rettungsschwimmer-Turm erhielt neue Farbe. Wir hatten bei allem, was wir taten, richtig viel Spaß, hörten Musik und oft genug blieb uns die Zeit für viele Gespräche bei heißer Schokolade, Kaffee, Kuchen und gaaanz vielen Keksen: :)

Zu unseren Aufgaben gehörte außerdem das Verleihen von Schnorchelmasken, Schwimmflossen und Schwimmwesten. Einmal durfte ich mit zwei weiteren Jugendlichen im „Japanese Garden“ tauchen, was unfassbar schön gewesen ist. Ich bin total dankbar dafür, dass mich der Chef der Jugendlichen (Yoram ist sein Name) und auch alle anderen vor Ort so freundlich empfangen haben und mich von Anfang an als Teil der Gruppe gesehen haben. Wir haben viel erlebt: gemeinsam fuhren wir zu den Eilat Mountains, feierten Geburtstag und zum Abschluss wurde sogar eine große Abschiedsfeier für mich organisiert. Sogar Geschenke gab es, was mich natürlich extrem glücklich und dankbar gemacht hat. Rückblickend kann ich wirklich nur darüber staunen, wie freundlich alle miteinander umgegangen sind, wie viel Gastfreundlichkeit mir entgegengebracht wurde und speziell darüber, dass die gesamte Zeit über im Nature Reserve eine familiäre Stimmung herrschte. 

Wie es für Israel typisch ist, arbeitet man von Sonntag bis Donnerstag. Freitagabend beginnt der Shabbat und dauert bis Samstagabend an. So auch bei mir: jeden Tag von Sonntag bis Donnerstag arbeitete ich offiziell von 9 Uhr morgens bis 15 Uhr nachmittags. Da ich allerdings nie das Gefühl hatte, dass ich dort „gearbeitet“ habe, sondern viel mehr die Zeit mit allen am Meer genossen habe, blieb ich öfter noch länger dort. Um 17 Uhr wurde das Naturreservat geschlossen und kurz vorher wurden alle Stühle und Liegen am Strand eingesammelt – dabei helfen musste ich nicht, tat es aber sehr gerne.

Eilat ist das, was wir in Deutschland als eine Stadt mittlerer Größe bezeichnen würden. Mit insgesamt 50.000 Einwohnern nicht besonders groß, dennoch hat die Stadt unfassbar viel zu bieten. Meine freien Wochenenden nutze ich für Ausflüge zum Dolphin Reef (kann ich wie alle folgenden Ausflüge nur weiterempfehlen), zum Underwater Observatory Marine Park, für einen richtigen Tauchgang mit Sauerstoffflasche, für einen Besuch zum Timna Park und zum Birdwatching Park und selbstverständlich ging ein Ausflug zum Toten Meer. Zwei Wochen nach meiner Ankunftszeit kam ein weiterer Freiwilliger aus Belgien zum Naturreservat, mit dem ich gemeinsam einen Ausflug zum Hai Bar Nature Reserve machte. Dort leben Sträuße, Antilopen, Wildesel … Tiere, die in Israel eigentlich schon ausgestorben waren, aber den Menschen vor Ort gelang es, diese wieder auszuwildern. Sehr beeindruckend! Es gab dort auch ein Raubtierzentrum mit Schakalen und Leoparden, das wir an dem Tag leider nicht besuchen konnten.

Die letzten Tage nutze ich noch einmal dafür, um weitere Städte Israels zu besichtigen und bin nun, nachdem ich bereits zwei Monate wieder zuhause bin, immer noch unbeschreiblich begeistert davon, was ich alles sehen und erleben durfte.

Ich bin sehr dankbar für all die hilfsbereiten Menschen (besonders Yan und Yoram), für die Jugendlichen, die mich gleich als Teil ihrer Gruppe aufgenommen haben und für jede neue Erfahrung, die während des Freiwilligeneinsatzes machen durfte. Noch heute stehe ich mit vielen in Kontakt und bin mir ziemlich sicher, ganz bald wieder hinzureisen. Wer einmal dort gewesen ist, wird verstehen können, dass man unbedingt noch einmal hinmöchte.

Zum Schluss möchte außerdem der deutschen Organisation Kulturist danken, welche in Deutschland mein erster Ansprechpartner gewesen ist und mir dabei geholfen hat, die Reise nach Israel zu organisieren. VIELEN, VIELEN DANK.

Ein schöner Sonnenuntergang in Eilat

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Und wir von Kulturist danken Ihnen dafür, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, Ihr Erlebnis mit uns und den Lesern/Leserinnen unseres Blogs zu teilen!

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